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Was ist ein Maßsattel? Teil 1 - die unterschiedlichen Satteltypen

Spätestens wenn ein neuer Sattel her muss und die Sattelsuche wieder losgeht, macht man sich für gewöhnlich im Internet auf die Suche nach möglichen Modellen, Marken, Herstellern und Sattlern. Dabei fällt auf, dass der Vergleich durch das riesige Angebot extrem schwer fällt. Erster Anhaltspunkt ist der Preis und scheinbar bekannte Begriffe wie eben auch das Wort Maßsattel. Aber wie aussagekräftig ist das wirklich?

 

Ist ein Maßsattel gleich ein Maßsattel und wann ist ein Maßsattel überhaupt ein Maßsattel? Welche anderen "Systeme" werden auf dem Markt angeboten und wie unterscheide ich sie voneinander?

 

Dieser Beitrag soll euch helfen, die Begriffe besser auseinander zu halten und auch bei der Sattelsuche eure Favoriten unabhängig von der Herstellerbezeichnung besser einordnen zu können.

 

Im ersten Teil erwartet euch die Aufschlüsselung der Begriffe Sattel von der Stange, Baukastensysteme/Maßkonfektionen, Teilmaßsattel und der Begriff Maßsattel.

 

Im zweiten Teil (kommenden Mittwoch) werden uns genauer anschauen, warum diese Unterscheidung wichtig ist, welche Konsequenzen die damit verbundenen Verkaufsmodelle mit sich bringen und inwieweit die Preise etwas über die Qualität und Anpassbarkeit aussagen.

Der Sattel von der Stange

Der Begriff

Diesen Begriff hat jeder sicher schon einmal gehört. Regelmäßig bezeichnet man hiermit Sättel, die standardisiert wurden. Das bedeutet man entwickelt für einen oder mehrer Phänotypen eines Pferdes (= sichtbare, das Durchschnittspferd prägende Merkmale) oder eines Reiters (= den Durchschnittsreiter prägende sichtbare Merkmale und Empfindungen) ein Modell und verkauft es in dieser einen Ausführung beliebig oft. Im Ergebnis kann eine Marke so mehrer Modelle entwickeln, die alle einen unterschiedlichen Phänotyp abdecken, z.B. Modell XY für Pferde mit wenig Widerst in Sitzgröße 17.

 

Die Herstellung

Auch die Herstellung dieser Sättel ist standardisiert. Egal ob ein Sattel von Hand oder soweit möglich maschinell gefertigt wird, es werden immer auf die selben Schablonen zurückgegriffen, sodass der Prototyp eins zu eins kopiert werden kann. Diese Herangehensweise ermöglicht es, sowohl die Produktion auszulagern (Firma/Marke produziert nicht selbst) als auch weitestgehend zu automatisieren und die Sättel vorzuproduzieren. Welche Konsequenzen das für die Wahl der Materialen, die Anpassbarkeit und den Preis haben, schauen wir uns nächste Woche genauer an.

 

Verkaufsmodell

Da der Prototyp ein Ergebnis einer Entwicklung ist, möglichst einen speziellen Typ damit abzudecken, ist die Produktion soweit vom Endverbraucher losgelöst, dass ein direkter Kontakt nicht mehr zwingend erforderlich ist. Daher ist ein Verkaufsmodell über gebundene oder ungebundene Händler und/oder Sattler naheliegend. Aber auch ein Onlineverkauf der Sättel wird meistens angeboten.

 

Vor- und Nachteile

Meistens sind diese Sättel schnell zu bekommen, da sie vorproduziert werden können und können daher auch als Lagerware vom jeweiligen Händler oder Sattler erhältlich sein. Teilweise sind auch verschiedne Farbvarianten möglich. Hat man also ein Pferd, dass einem bestimmten Phänotyp entspricht, kann man hier erst mal fündig werden. Hat man dies nicht, kann keine optimale Lösung, auch nur auf Zeit erreicht werden. Eine Kombination der angebotenen Modelle und Aufführungen ist nicht möglich, es sein denn dass ein Modell in mehreren festen unveränderbaren Aufführungen angeboten wird. 

 

Anpassbarkeit und Preis

Über den Preis und auch die Anpassbarkeit von standardisierten Sättel kann man wenig Allgemeingültiges sagen. Hier kommt es entscheidend auf die Qualität der verwendeten Materialen, die Qualität der Herstellung,  aber eben auch auf die Funktionalität des Endprodukts an. Je nach dazugehörendem Verkaufsmodell verdient so nicht nur der Produzent/Hersteller und die Firma/Marke selbst, sondern auch alle selbstständigen Zwischenhändler, was bei der Beurteilung des Preises berücksichtig werden muss.

Der Sattel im Baukastensystem

Der Begriff

Sättel im Baukastensystem (teilweise auch als (Maß-)Konfiguration bezeichnet) zeichnen sich dadurch aus, dass sich die Standardisierung auf die entscheidenden Einzelteile eines Sattels erstrecken und für den jeweiligen Phänotyp selbst standardisiert wurden. So kann man z.B die Kissen, die Begurtung, das Sattelblatt, das Kopfeisen oder die Sitztiefe frei wählen und das gewünschte Modell mit den zu sich passenden Ausführung bestellen und kaufen. Die Einzelteile sind in der jeweiligen Variante somit immer identisch und werden wie benötigt - vergleichbar mit einem Baukasten - zusammengebaut.

 

Die Herstellung

Auch die Herstellung dieser Sättel ist standardisiert und auch hier werden egal, ob ein Sattel von Hand oder soweit möglich maschinell gefertigt wird, auf vorgefertigte Schablonen zurückgegriffen. Es sind nur eben mehr Möglichkeiten verfügbar, sodass der Sattel in der jeweiligen gewählten Ausführung auch beliebig oft eins zu eins  "kopiert" werden kann.  Auch hier kann die Produktion ausgelagert (Firma/Marke produziert nicht selbst, automatisiert und die Sattelbestandteile vorproduziert werden, ehe sie dann zusammengesetzt werden. Es ist letztlich eine Erweiterung des Sattels von der Stange. 

 

Verkaufsmodell

Insofern unterscheiden sich die Möglichkeiten Verkaufsmodelle zu entwicklen kaum vom Sattel von der Stange. Die Auswahlmöglichkeiten des Endverbrauchers sind nur vielfältiger und somit steigt auch die Verantwortung des Anbieters, den Kunden detaillierter zu beraten und die für den Kunden passende Ausführungen auszuwählen. Ein Onlineverkauf wird teilweise angeboten.

 

Vor- und Nachteile

Auch diese Sättel können im Vergleich mit anderen Systemen kürzere Lieferzeiten haben. Meistens wird jedoch darauf hingewiesen, dass der Sattel noch (zusammen-)gebaut werden muss. Somit ist es nicht zwingend, dass Sättel im Baukastensystem als Lagerware erhältlich sind, aber denkbar. Dadurch steigt aber auch die Chance, dass einem als Kunde mehr Farbvarianten zur Auswahl stehen. Hat man also ein Pferd, dass im groben einem  Phänotyp entspricht, kann man hier erst einmal bei der richtigen Auswahl der angebotenen Aufführungen fündig werden. Man sollte hier bereits erwähnen, dass es auch denkbar ist, diese individuell auf Kundenwusch zusammengestellten Sättel, wenn sie erst nach Auftrag entsprechend zusammengebaut werden, als Konfiguartionsware anzusehen, die von der Rückgabe ausgeschlossen sind. 

 

Anpassbarkeit und Preis

Über den Preis und auch die Anpassbarkeit von Sättel im Baukastensystem kann man auch wenig Allgemeingültiges sagen. Es entspricht im Allgemeinen den Ausführungen zu den Sätteln von der Stange.

Der Teilmaßsattel

Der Begriff

Ein Teilmaßsattel bietet - wie der Name schon vermuten lässt - die Möglichkeit Teile des Sattels auf Maß zu fertigen. Oftmals knüpft man hier an das Baukastensystem an und bietet bei einem Modell verschiedene standardisierte Ausführungen von z.B. Kissen oder Sattelblättern an, die aber auf Wunsch auch individuell gefertigt werden können. Inwieweit nicht nur die Maße selbst (z.B. Sattelblatt xx cm lang), sondern auch die Form (z.B. des Sattelblatts oder des Kissens) dabei berücksichtig werden, kann von Marke zu Marke unterschiedlich sein und sollte bei Interesse genau recherchiert werden. 

 

Die Herstellung

Auch die Herstellung dieser Sättel kann teilweise standardisiert sein und es wird soweit möglich auf vorgefertigte Schablonen zurückgegriffen.  Jedoch rückt die Möglichkeit, die Sättel individuell abändern zu können mehr in den Vordergrund, sodass meistens hervorgehoben wird, dass vieles von Hand gefertigt wird. So werden die Sattelbestandteil, die auf Maß bestellt wurden, in Länge und oder Breite und oder der Form für jeden Kunden individuell gefertigt, ehe sie mit den restlichen standardisierten Teilen zusammengefügt werden. Eine solche Vorgehensweise ermöglicht oft nicht nur die Auslagerung der Produktion, sondern auch die Teilung der Produktion nach Individuellen und standardisierten Elementen und gegebenenfalls den Ort an dem alles zusammengefügt wird. 

 

Verkaufsmodell

Bei Teilmaßkonfigurationen, wird auch der Kontakt zum Kunden immer wichtiger, vor allem wenn auch die Formgebung individuell berücksichtigt wird. Da aber auch ein Teilmaßmodell komplett als Standard gefertigt werden kann, können alle gängigen Verklaufsmodelle angewandt werden. Oftmals wird aber zur Aufnahme und Übermittlung der Maße auf ein Messsystem zurückgegiffen, das die Maße des jeweiligen Pferdes erfasst und an den Ort, wo die Maßteile gefertigt werden, übermittelt, sofern Kontaktperson/Firma und Hersteller personenunterschiedlich sind. Wenn auch selten, ist grundsätzlich eine Onlinebestellung nach Ausmessung mit einem Messsystem denkbar. Erfahrungsgemäß orientieren sich Teilmaßkonfiguartionen eher am Pferd als am Reiter, da hierfür weniger einheitliche Messsysteme entwickelt wurden. Beides ist aber möglich. 

 

Vor- und Nachteile

Teilmaßsättel kombinieren auf den ersten Blick alle Vorteile der zuvor angesprochenen Satteltypen: Verhältnismäßig kurze Lieferzeit, maximal mögliche Individualität eines standardisierten Grundaufbaus und auch optische Individualisierungsmöglichkeiten (heute fast ein Standard). Man sollte spätestens hier aber vor Augen haben, dass eine individuelle Anfertigung (regelmäßig dann wenn Maß genommen wird) nicht zurückgegeben werden können und regelmäßig auch nicht aus Kulanz zurückgenommen werden, da sie eben nicht wie ein Sattel von der Stange für jeden Kunden gleichwertig sind. Daher sollte man sich hier immer über die Anpassbarkeit und den Anpassungsservice nach Kauf informieren, da dies einen individualisierten Sattel auch nur im Falle eines Wiederverkaufs für andere interessant macht und wertstabil hält.

 

Anpassbarkeit und Preis

Über den Preis und auch die Anpassbarkeit von Teilmaßsätteln kann man auch wenig Allgemeingültiges sagen. Es entspricht im Allgemeinen dem bereits Gesagten. In diesem Falle aber bereits der Hinweis, dass ungeachtet von Qualität, Service und Anpassbarkeit die Möglichkeit einer Individualisierung nach Maß oft als Wertigkeitsversprechen genutzt wird und sich auf den Preis niederschlägt.

Der Maßsattel

Der Begriff

Nach all dem vorweg Gesagten, ist ein Maßsattel ein Sattel, der speziell auf jedes Pferd und für jeden Reiter angefertigt wird. Ein Unikat in Form und Maß aller Sattelteile! Dennoch ist es üblich, dass es auch hier Modelle gibt, deren Schnitte und Proportionen dann anhand der Maße von Reiter und Pferd neu entwickelt werden. Vom Baum, dem Kopfeisen bis zum allerkleinsten Lederstück hinweg fügen sich so alle Sattelbestandteile individuell zusammen.

 

Die Herstellung

Die Herstellung von Maßsätteln findet daher in Handarbeit statt, da für jeden Sattel neue Schablonen gefertigt werden müssen. Deshalb ist es üblich, dass Hersteller und Marke personenidentisch sind und auch der Service aus einer Hand angeboten wird. Messsysteme können verwendet werden, sind aber nicht zwingend, da sie ohnehin nicht alle relevanten Informationen erfassen können. Da so kein Sattel identisch gefertigt wird, ist es aus praktischer Sicht und um Fehler bei der Fertigung zu vermeiden, eher unüblich die Produktion auszulagern. 

 

Verkaufsmodell

Theoretisch sind alle Verkaufsmodelle denkbar, aber gerade bei einem Maßsattel, wo die Maße im Mittelpunkt stehen, machen nur wenige Sinn: Der direkte Verkauf und der Verkauf über geschultes selbständiges Fachpersonal (z.B. Sattler). Ein Onlineverkauf ist in soweit nicht denkbar.

 

Vor- und Nachteile

Maßsättel versprechen die perfekte Passform für die verschiedensten Pferde und Reiter, sind dafür aber auch nicht schnell zu haben. Alle weiteren Vor- und Nachteile hängen stark von der Funktionalität, der Anpassbarkeit und der Philosophie zusammen und werden daher im nächsten Teil (kommenden Mittwoch) beleuchtet und mit den anderen oben vorgestellten Systeme verglichen. 

 

Anpassbarkeit und Preis

Über den Preis und auch die Anpassbarkeit von Maßsätteln kann man deshalb ebenso wenig Allgemeingültiges sagen. In diesem Falle aber nochmals der Hinweis, dass ungeachtet von Qualität, Service und Anpassbarkeit das Wort Maßsattel als Wertigkeitsversprechen genutzt wird und sich auf den Preis niederschlägt.

Wieso eine eigene Abgrenzung wichtig ist

Eine Abgrenzung wäre nicht notwenig, wenn jeder Hersteller und jede Marke ganz transparent über die Herstellung, die Passform, die verwendeten Materialien, die Anpassbarkeit, die Serviceleistung etc. informieren würde. 

 

Leider tun dies nicht alle! Und das schadet wiederum Menschen wie uns, die jeden Tag selbst ihr Handwerk mit Leidenschaft leben und natürlich auch davon leben!

 

Dabei kann jeder, wenn er weiß worauf er achten sollte, erkennen, was der Hersteller oder die Marke, für den er sich interessiert, wirklich bietet und sich so ganz bewusst für das ihn passende System entscheiden. Denn ungeachtet, wie man etwas bezeichnet, der Inhalt bleibt gleich und bietet damit die beste Grundlage für einen Vergleich: Hinsichtlich der zu erwartenden Qualität, der Anpassbarkeit und natürlich dem Preis-Leistungsverhältnisses, was für jeden Kunden zweifelsfrei beim Sattelkauf eine wichtige Rolle spielen wird. 

 

In diesem Sinne bis nächsten Mittwoch und zum zweiten Teil, in dem wir uns genauer anschauen werden, warum diese Unterscheidung wichtig ist, welche Konsequenzen die damit verbundenen Verkaufsmodelle mit sich bringen und inwieweit die Preise etwas über die Qualität und Anpassbarkeit aussagen.

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