Es gibt unterschiedliche Herangehensweisen, wie man eine Sattelanprobe gestaltet. Dabei kommt es natürlich einerseits darauf an, was für Sättel man verkauft und welche Zielgruppe man genau hat.
Das muss man immer berücksichtigen, wenn man eine Herangehensweise eines Sattlers beurteilt.
In unserem Fall verkaufen wir ausschließlich unsere selbst gebauten, auf euch individuell geformten Sättel!
Was verstehen wir unter Show-Effekt?
Unter einem Show-Effekt verstehen wir grob gesagt etwas zu tun, dass vielleicht den Kunden erst einmal beeindrucken mag, im Endeffekt aber keinen Mehrwert bietet, sondern nur dazu dient, den Kunden zu beeindrucken oder von der eigenen Kompetenz zu überzeugen.
Wir verbinden damit zumeist das Anzeichnen am Pferderücken.
Hierbei wird unter anderem die Schulter, der Widerriet, die tragenden Rippen, die Wirbelsäule, die bemuskelte Auflagefläche, der ungefähre Schwerpunkt und die Gurtlage eingezeichnet und somit sichtbar gemacht.
Vorteile
Für den Laien werden wichtige Kriterien, die ein Sattel nach der Lehre erfüllen muss, sichtbar und gegebenenfalls verständlicher. Für den Anwender kann es ebenfalls eine Stütze sein, das Pferd besser wahrzunehmen und Sättel anhand der gegebenen Struktur zu beurteilen und anzupassen.
Nachteile
Das System selbst!
Ein Pferd und ein Reiter können nicht in ein Schema gepresst werden, so auch kein Sattel.
Wo der Schwerpunkt liegen soll und welche anatomischen Besonderheiten ihn "verschieben" ist in der Lehre höchst umstritten. Wie also soll ich ihn einzeichnen?
Die Länge eines Sattels an einem festen Schema festzumachen ist eine Vorsichtsmaßnahme, entspricht aber oft nicht der Realität. Manche Pferde haben danach eine derart kurze Sattellage, die faktisch ihre Eignung als Reitpferd aufheben würde, da kein Sattel kurz genug wäre. Die Realität sieht anders aus: mache Pferde reagieren bereits empfindlich vor diesem Punkt und andere reagieren gar nicht auf die Länge. Es kommt wie immer auf die Druckverteilung des Sattels an, der nicht zwingend etwas mit der Länge zu tun haben muss.
Punkt Schulterfreiheit: auch die wird beim schematischen Anzeichnen sichtbar. Jedoch vergessen viel, dass der Kontakt des Sattels an der Schulter enorm wichtig ist, um dem ganzen Konstrukt Sattel halt zu geben. Freiheit heißt nicht gleich Aussparung! Vielmehr muss der Sattel das darunter hinwegarbeiten der Schulter zulassen, ohne an Stabilität zu verlieren. Den auch die Instabilität des Sattels kann die Bewegung des Pferdes einschränken. Daher ist das entscheidende das Innenleben des Sattels. Ein individuell geformtes Kopfeisen und ein passend gearbeiteter Sattelbaum in Harmonie vereint. Das kann man nicht Anzeichen!
Was bedeutet das Jetzt?
Ein Anzeichnen kann eine Orientierung sein, ist aber niemals Gesetz und kann in einigen Fällen auch zu völlig falschen Schlüssen führen und ersetzt keinesfalls Erfahrung und Wissen!
Wer ein solches Anzeichnen bei der Sattelbeurteilung verwendet, ist also nicht per se schlecht! Gerade beim Verkauf von gebrauchten Sätteln oder schlecht veränderbaren Sätteln, kann ein Raster auf dem Pferderücken von Beginn an Sättel klar und deutlich aussortieren, die nicht infrage kommen, da man ohnehin nichts oder nicht viel an ihnen verändern kann.
In unseren Augen und für unser Sattelkonzept bietet ein Anzeichnen aber absolut keinen Mehrwert und würde dem Kunden nur ein greifbares Bild vermitteln nach dem wir gar nicht arbeiten. Für uns ist nämlich die Bewegung entscheidend und wir verkaufen auch keine bereits vorhanden Sättel, sondern bauen sie auf die Gegebenheiten des Pferdes.
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