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Sattelpflege - Worauf es wirklich ankommt?

Allein vergangene Woche, sind uns auf Social Media bestimmt 5 verschiedene  Beiträge mit Tipps zur richtigen Lederpflege über den Weg gelaufen. Das Entscheidende wird aber oft vergessen: Leder ist nicht gleich Leder und jedes Leder möchte unter Umständen anders gelegt werden!

 

Dazu kommt, dass es auf dem Markt inzwischen unzählige Mittelchen gibt, die alle das gleiche versprechen: schnelle und einfache Lederpflege. Aber ist Lederpflege wirklich so einfach?

Leder ist nicht gleich Leder

Leder kann sich in vielen Punkten unterscheiden: Von welchem Tier stammt es, nach welchem Verfahren ist es gegerbt worden, ist es nachbearbeitet worden, usw.

 

All diese Punkte könne sich auf die Qualität auswirken und auch auf die Anforderungen die an eine passende Pflege gestellt werden. 

 

Daher muss man, um sein Leder richtig pflegen zu können, erst einmal wissen, um welches Leder es sich handelt!

 

Bei Sätteln wird oft vom Hersteller eine Pflegeanleitung mitgeliefert und auch eine Empfehlung passender Produkte, wodurch einem abgenommen wird, sich Gedanken zu machen, wie und mit was man den eigenen Sattel pflegen sollte. 

 

Wie so oft entspricht das aber nicht der Realität. Man benutzt das, was man zu Hause hat, oftmals für alle Ledersachen und gerne auch Kombi-Produkte, die eine schnelle und einfache Reinigung des Leders ermöglichen und das Leder auch noch pflegen sollen.

 

Tatsächlich ist es für einige Leder völlig egal, was man benutzt, da sie nachbearbeitet worden sind und auf der Oberseite mit einer  eine künstliche Zurichtung versehen sind. Es dringt sowieso keine Pflege ein!  

 

Für andere Leder, die offenporig belassen werden, spielt die richtige Pflege dagegen eine sehr große Rolle, da alles was man auf sie aufträgt, einzieht und sie nachhaltig beeinflusst.

 

Aber wie unterscheide ich sie? Und vor allem, welches Leder davon ist besser?

Leder Mit und ohne Zurichtung

 

Links könnt ihr ein Bild mit zwei verschiedenen Ledern sehen. Eines mit und eines ohne Zurichtung. Könnt ihr erahnen welches welches ist?

 

Zurichtung bedeutet, dass nach der Gerbung weitere Arbeitsschritte unternommen werden, die die Ledereigenschaften nachhaltig verändern. Je nach Verwendungswunsch kann dies unterschiedlich ausfallen. 

 

Bei Sattelleder ist oft ein einheitlicher Look und eine einfach zu bearbeitende Struktur gewünscht, gerade wenn man Sättel standardisiert herstellen möchte. Als weitere Eigenschaft kommt die Pflegeleichtigkeit hinzu, denn da nichts von außen mehr in das Leder eindringen kann, "pflegt" es sich auch einfach, da es keine Pflege mehr braucht!

 

 

 

Um eine solche Zurichtung aufzutragen, wird das Leder gespalten und die Stabilität gebende Oberseite abgespalten und durch eine künstliche Oberseite ersetzt. 

Zwar ist dieses Leder jetzt witterungsbeständiger, trägt sich aber diese künstliche Oberseite durch Reibung ab, bleibt nur die instabile, meist nicht mit gefärbte untere Schicht des Leders zurück. Das Ergebnis könnt ihr rechts auf dem Bild sehen. Dieses Bild stammt von einem vier Jahre alten Sattel eines bekannten Herstellers einer Stallkollegin meinerseits, die vor dem Kauf nicht aufgeklärt wurde, dass es sich hierbei um Leder mit einer künstlichen Zurichtung handelt. Und das bei einem Sattel im Wert von über 3000€?!

 

 

Leder, das nach der Gerbung unbehandelt bleibt, behält dagegen alle natürlichen Eigenschaften der Haut und braucht immer wieder Feuchtigkeit, damit sie nicht austrocknet, rissig oder spröde wird und somit die natürlichen Eigenschaften verliert. Aber auch falsche Pflege mit Inhaltsstoffen wie Glycerin, die die Haut austrocknen, können dazu führen, dass das Leder kaputt geht. Pflegt man dieses Leder aber richtig ist es widerstandsfähig und reibungsresistent wie kein anderes!

 

Auf dem nebenstehenden Bild, seht ihr links, das offenporige Leder, welches wir ausschließlich verwenden, und rechts das Leder mit einer künstlicher Zurichtung, was wir einmal als Sample zugeschickt bekommen haben und dem herkömmlich verwendeten Sattelleder entspricht. Zum Videovergleich kommt ihr hier.

Drei Lederarten im Vergleich

Die obigen Lederbeispiele zeigen alle festes Leder.

Feste Leder sind besonders widerstandsfähig und robust. Sie können daher nicht für alle Teile des Sattels verwendet werden. Genutzt werden sie bei uns für die kleine Tasche, den Halbmond, den Profibesatz als Schlagschutz und natürlich für ein festes Sattelblatt ohne Doublierung.

 

 

 Daneben gibt es sogenanntes Bezugsleder. Dieses Leder ist dünner und dehnbarer, sodass es gut für das Beziehen von allen Sattelteilen genutzt werden kann. Zum Biespiel für die Sitzfläche, den Halbmond, den Rahmen, die Schnur, verschiedene Einlagen (z.B. kleine Tasche oder Einlagen im Halbmond), die Knielage und für die komplette Doublierung des Sattels. Eine Doublierung verleiht zusätzlichen Grip und fühlt sich daher sehr weich und angenehm an.

Auch Bezugsleder kann mit einer Zurichtung versehen oder naturbelassen ohne Zurichtung sein. Auch dies seht ihr in unserem Leder Test Video auf Instagram.

Das nebenstehende Bild zeigt links das Leder ohne Zurichtung, was wir ausschließlich verwenden und rechts ein Leder mit Zurichtung. Im Gegensatz zum festen Leder oben, ist der Unterschied hier augenscheinlich um einiges schwerer zu unterscheiden!

 

 

Zierleder sind im Vergleich die Leder für das besondere Etwas! Ihnen kommt keine Funktion zu außer schön auszusehen. Sie können als Akzente fast überall verbaut werden. Dennoch ist Strapazierfähigkeit dieser Leder gerade im Sattelbau sehr wichtig, da sie auch an Stellen verbaut werden können, die Reibung stand halten müssen. 

Hier muss man individuell prüfen, ob ein Zierleder für alle Stellen eines Sattels geeignet ist, da die Leder selbst nicht unterschiedlicher sein könnten.

Zierleder sollten daher regelmäßig bei der Sattelpflege ausgespart werden und mit einem feuchten Tuch ohne Produkt nicht all zu oft vorsichtig gereinigt werden. 

Lederpflegemittel - auf den Inhalt kommt es an

Wie man sieht, sollte man nicht einfach drauf los reinigen und pflegen. 

 

Hat man Lederequipment, das komplett mit künstlicher Zurichtung versehen ist, kann man jedoch ungetrübt drauf los putzen. Man sollte nur sicher gehen, dass wirklich alle Teile mit einer Zurichtung versehen sind und die Zurichtung laut Hersteller, wirklich mit allem behandelt werden darf. 

 

Hat man dagegen Equipment mit offenproigem Leder sollte man folgendes berücksichtigen:

Unterscheidet zwischen Reinigung und Pflege und prüft gerade bei Kombi-Produkten ganz genau, welche Inhaltsstoffe enthalten sind. Eine Reinigung hat oftmals entfettende Eigenschaften und soll Schmutz leichter lösen. Diese Stoffe dürfe auf keinen Fall im Leder zurückbleiben und einziehen! Eine Pflege dagegen schon, weshalb wir persönlich lieber raten den Sattel mit lauwarmen Wasser zu reinigen. 

 

Achtung auch bei dem Inhaltsstoff Glycerin! Dieser trocknet das Leder aus und darf ebenfalls in keinem Fall im Leder zurückbleiben. Er ist häufig in der beliebten Sattelseife zu finden. 

 

Aber auch wer mit Wasser reinigt und nur ein Pflegemittel benutzen möchte, kann zum falschen Produkt greifen. Bei allen Produkte, die imprägnieren, schützen und das Eindringen von Wasser verhindern sollen, sollte man ebenfalls genau hinschauen. Denn bei offenproigem Leder ist ganz wichtig, dass die Poren geöffnet bleiben und nicht verschlossen werden. Daher fragt lieber einmal zu viel beim Hersteller nach, welche Produkte ihr wirklich verwenden könnt. 

 

Für unsere Sättel findet ihr hier unsere eigene Pflegeanleitung

Fazit

Lederpflege beginnt, mit dem Wissen, welches Leder man pflegen möchte und dies hat vor allem auch Auswirkungen auf die Eigenschaften des Leders.  Daher macht es durchaus Sinn sich bereits im Vorfeld eines Sattelkaufs über das verwendete Leder zu informieren.

 

Mehr Denkanstöße zum Sattelkauf findet ihr in unseren Blogbeiträgen "Was ist ein Maßsattel Teil I" und "Was ist ein Maßsattel Teil II".

 

Nächste Woche gibt es dann ein bisschen Insiderwissen über Philimar und das aktuelle Geschehen hinter den Kulissen!

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